26. November 2015 bis 29. März 2016
Agrippina – Kaiserin aus Köln
Agrippina die Jüngere gilt als Kölner Stadtmutter. Sie wurde im November 15 n. Chr. im oppidum Ubiorum geboren; diese Stadt war in den letzten Jahrzehnten des 1. Jahrhunderts v. Chr. durch Augustus, den ersten römischen Kaiser, auf dem Gebiet der heutigen Kölner Altstadt gegründet worden - als Stützpunkt für eine Eroberung Germaniens bis zur Elbe. Agrippinas Mutter war eine Enkelin des Augustus, ihr Vater, der Prinz Germanicus, damals als Feldherr über vier kaiserliche Legionen und als Statthalter im oppidum Ubiorum stationiert.
Agrippina die Jüngere und ihre Familie verließen die Rheinregion bereits im Frühjahr 16 n. Chr., denn Kaiser Tiberius beorderte den bei den Truppen sehr beliebten Germanicus in den Osten, wo er unter ungeklärten Umständen bald starb. Agrippina wuchs in Rom im kaiserlichen Haushalt auf und wurde jung mit einem Großneffen des Augustus vermählt; aus dieser Ehe stammt ihr einziger Sohn, der spätere Kaiser Nero. 49 n. Chr. heiratete Agrippina in dritter Ehe Kaiser Claudius, ihren Onkel. Bald darauf bestimmte sie den Kaiser, ihrem Geburtsort den Rang einer Bürgerkolonie zu verleihen und einen neuen Namen: Colonia Claudia Ara Agrippinensis. Der neue Status der Stadt lockte Händler, Handwerker und Veteranen aus dem gesamten Imperium Romanum in die Colonia und verhalf der jungen Stadt am Rhein rasch zu großer Blüte.
Zur 2000sten Wiederkehr des Geburtstags von Agrippina der Jüngeren zeigt das Römisch-Germanische Museum Köln die kleine, aber hochkarätige Ausstellung „Agrippina – Kaiserin aus Köln“. Glanzpunkt der Ausstellung ist eine überlebensgroße Statue der Kaiserin aus Grauwacke. Das repräsentative Kunstwerk war wohl in der Spätantike in viele Teile zerschlagen worden. 1885 wurden die Fragmente in eine mittelalterliche Mauer verbaut aufgefunden. Der Kopf gelangte in die Ny Carlsberg Glyptothek Kopenhagen. Auch der Rumpf konnte aus Fragmenten wieder zusammengesetzt werden, er ist heute - mustergültig restauriert - in der neuen Dependance der Kapitolinischen Museen in Rom, der Centrale Montemartini, zu sehen. In Köln werden Statuenkörper und originaler Kopf erstmals nach fast zweitausend Jahren wieder vereint sein.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Zeugnisse der Rezeption: Durch römische Gold-, Silber- und Bronzemünzen mit dem Bildnis Agrippinas, mit denen sie im gesamten Römischen Reich zunächst als Ehefrau, später als Mutter und Beraterin des herrschenden Kaisers bekannt gemacht wurde; durch Porträts römischer Frauen der gehobenen Schichten, die ihr Bildnis modisch an das der Kaiserin angleichen ließen; durch Kölner Werke der Renaissance, die Agrippina als Stadtmutter Kölns feierten, durch Interpretation in der Neuzeit.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Italien und dem Italienischen Kulturinstitut in Köln.
Abb. oben:
Porträtkopf der Agrippina-Statue aus Grauwacke. Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek. Foto: Ole Haupt.
Statue der Agrippina. © Roma, Sovrintendenza Capitolina ai Beni Culturali – Musei Capitolini
Statue der Agrippina, Seitenansicht. © Roma, Sovrintendenza Capitolina ai Beni Culturali – Musei Capitolini