bis 6. Januar 2019
Bewegte Zeiten
Archäologie in Deutschland
Anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres 2018 zeigen das Museum für Vor- und Frühgeschichte und der Verband der Landesarchäologen im Berliner Gropius Bau die Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“. Präsentiert werden die spektakulärsten archäologischen Neufunde der letzten 20 Jahre von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert. Den Auftakt im Lichtsaal des Gropius Baus machen dabei die Funde aus dem Hafen des römischen Kölns, der alle Kernthemen der Ausstellung in sich vereint.
Köln ist die einzige Millionenstadt Deutschlands, die auf eine 2000jährige Geschichte zurückblicken kann. Allerorts stößt man bei Bauarbeiten auf die römische Vergangenheit der Stadt, deren Anfänge bis in die Jahre kurz vor Christi Geburt zurückreichen. Dank der günstigen Lage am Rhein wuchs die Stadt rasch. Aus vielen Teilen des römischen Reiches zogen Menschen an den Rhein, sogar aus Ägypten und dem östlichen Mittelmeerraum, wie Grabsteine römischer Militärs zeigen.
Die Ausgrabungen anlässlich des Baus einer neuen U-Bahn-Linie (2003-2013) waren der bislang größte Eingriff in die unterirdische Geschichte Kölns. Dabei wurde ein Abschnitt des antiken Flusshafens ausgegraben. Der Hafen war der wichtigste Warenumschlagplatz der römischen Stadt, ja der gesamten Region und aufwändig ausgebaut. In den von Grundwasser durchtränkten Böden haben sich Eichenbohlen aus dem späten 1. Jahrhundert n. Chr. hervorragend erhalten, die der Sicherung des Ufersaums dienten. 22 tonnenschwere Eichenhölzer sind in Berlin zu sehen.
Das Hafenbecken erwies sich als wahre Fundgrube. Händler, Handwerker und andere Teile der Stadtbevölkerung hatten dort Abfälle entsorgt. Anderes ging versehentlich verloren. 1,8 Millionen Funde wurden in den schlickigen Hafenschichten geborgen. Sie erwiesen sich als Spiegelbild der weiten Handelsverbindungen, die das antike Köln, mit dem römischen Reich verband. In der Hauptstadt der Provinz Niedergermaniens fehlte es an nichts. Wein wurde aus Kleinasien, Griechenland und Südfrankreich importiert, Olivenöl bezog man aus Südspanien, Portugal und Tunesien. Garum, die beliebte salzige Fischsauce, kam aus Spanien, Portugal und Süditalien.
Schiffsladungsweise wurden die Delikatessen in Amphoren angelandet. Die Tonbehälter, die man als antike Einwegverpackungen bezeichnen kann, wurden später zerschlagen und entsorgt. Auf 350 Scherben haben sich Pinselaufschriften erhalten, die von Inhalt, Herkunft, Produktionsorten und anderem berichten. „Barcodes“ gleich, sind sie Zeugnis der Handelsverbindungen im römischen Köln.
Viele, der in der Ausstellung „Bewegte Zeiten“ präsentierten Kölner Funde werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Bislang waren sie nur in einer Auswahl temporär gezeigt worden. Wenige Altobjekte sind Teil der Dauerausstellung im Römisch-Germanischen Museum.
Weitere Bestandteile der Ausstellung sind die einzigartigen Funde einer Bergkristall verarbeitenden Werkstatt des 12. Jahrhunderts sowie Zeugnisse der Zerstörungen in der mittelalterlichen Synagoge auf dem Rathausplatz.
Ausstellungsort
Gropius Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
Foto oben:
Kölner Hafen, Lampendepot, 1. Jh. n. Chr.
© Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln; Foto: Axel Thünker, DGPh