Jahresrückblick 2014
Die Bodendenkmalpflege hat – wie in jedem Jahr – zahlreiche Rettungsgrabungen unternommen. So wurden die archäologischen Untersuchungen wieder aufgenommen, die seit mehreren Jahren anlässlich der Baumaßnahmen rund um den Rheinboulevard in Köln-Deutz stattfinden. Die Ausgrabungen des vergangenen Jahres haben sich im Besonderen Alt St. Urban – der ältesten Pfarrkirche im rechtsrheinischen Stadtgebiet – gewidmet. Der Urbau der Kirche, der noch vor die Jahrtausendwende zu datieren ist, hat bis zur endgültigen Zerstörung des Gotteshauses im 19. Jahrhundert zahlreiche Umbauten und Erweiterungen erfahren, die archäologisch dokumentiert werden konnten. Im Umfeld und Inneren der Kirche wurden Bestattungen des zugehörigen Friedhofes freigelegt.
Die Arbeiten an der großzügigen Freitreppenanlage, die bald der Öffentlichkeit übergeben werden soll, sind inzwischen so weit voran geschritten, dass sich der Nordwestturm des spätrömischen Kastells Divitia-Deutz, der im 19. Jahrhundert zunächst in die preußische Kaserne und später in den Kopfbahnhof der Bergisch-Märkischen Eisenbahn integriert wurde, markant präsentiert.
Die Ausgrabungen im linksrheinischen Stadtgebiet konzentrierten sich wieder einmal auf die historische Innenstadt, wo immer mehr Bauten der 1950/60er Jahre einer Neuplanung zum Opfer fallen. Im Zuge städtebaulicher Neuordnung kam es so zu großflächigen Ausgrabungen im Gürzenich-Quartier, wo gewaltige Hangstützmauern entlang der Rheinfront der CCAA und ein antiker Abwassersammler freigelegt und unter der Neubebauung erhalten werden konnten.
In das Zentrum der römischen Kolonie führten auch die Untersuchungen in der Hohen Straße, wo es erstmals gelungen ist Teile der ehemaligen Forumsbasilika nach modernen Maßstäben zu untersuchen. Bemerkenswert ist die frühe Zeitstellung des ältesten dort freigelegten öffentlichen Großbaus, der in die Zeit des Oppidum Ubiorum datiert.
Seit Jahren beschäftigt die städtische Bodendenkmalpflege die Neugestaltung des ehemaligen Gerling-Quartiers, das in eine hochwertige Wohnanlage umgewandelt wird. Nach den Ausgrabungen der Jahre 2011/12 wurde in 2014 eine weitere Teilfläche des römisch-frühmittelalterlichen Friedhofes rund um St. Gereon untersucht. Auf einem Grabungsareal in der Spiesergasse wurden zuletzt rund 70 römische Gräber freigelegt, darunter mehrere bemerkenswerte Bestattungen der frühen Kaiserzeit sowie Sonderbestattungen.
Ein weiteres Kapitel der durch die jüngsten Ausgrabungen gar nicht mehr so ‚dunklen’ frühmittelalterlichen Stadtgeschichte wurde bei Ausgrabungen anlässlich der Neugestaltung der östlichen Domumgebung aufgeschlagen.
Der erste Bauabschnitt der Nord-Süd Stadtbahn Köln hat zwischen 2003 und 2013 zu Rettungsgrabungen auf mehr als 30.000 Quadratmetern geführt. Während die Trasse des zweiten Bauabschnittes, die an die bestehende Rheinuferstrecke anbindet, durch befundfreie Industriebrachen führte, sind mit dem dritten Bauabschnitt, der die erste Trasse bis zum Köln-Bonner Verteiler verlängert, wiederum umfangreiche archäologische Erwartungen verknüpft. 2014 wurden insgesamt 74 Schürfen im Bereich der Bonner Strasse archäologisch begleitet. Die Bonner Strasse folgt dem Verlauf der alten Fernstraße in Richtung Bonn. So war es wenig erstaunlich, dass an zahlreichen Stellen die mehrphasige Kiesschotterung der römischen Fernstraße ans Tageslicht kam. Die archäologischen Untersuchungen werden im Zuge der geplanten Baumaßnahmen in den kommenden Jahren fortgeführt.
Hohe Strasse, Archäologie im Herzen der Stadt.
Ausgrabungen am Domhof in Köln (Foto: Thomas Höltken)
Köln, Spiesergasse: Bei den Ausgrabungen im römischen Friedhof um St. Gereon wird die Sonderbestattung eines Bauchliegers mit auf dem Rücken gefesselten Händen freigelegt (Foto: Römisch-Germanisches Museum)