Jahresrückblick 2017
Eine römische Bibliothek an der Antoniterstraße
Das archäologische Jahr 2017 war geprägt von den Untersuchungen zwischen Schildergasse und Antoniterstraße im Herzen der heutigen und antiken Stadt. Seit Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. befand sich hier die südwestliche Ecke des Forums, der öffentliche Versammlungsplatz des römischen Köln. Bei der Ausgrabung traten unverhofft die Fundamente eines Steingebäudes zutage, die ab Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. dort errichtet worden waren. Sie lassen sich zu einer Bibliothek ergänzen. Die Nutzung des Geländes reicht jedoch noch weiter zurück. Unmittelbar nach Gründung der Siedlung um 7 v. Chr. waren mindestens zwei Töpfereibetriebe auf dem Gelände tätig. Danach baute man dort Lehm ab, vermutlich für den Bau von Fachwerkhäusern, bis das Gelände schließlich in eine Platzfläche umgestaltet wurde. Die Nutzung des Areals ist anhand von Fundstücken bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts nachvollziehbar. Anschließend gibt es nur wenige Zeugnisse aus dem 10. und 11. Jahrhundert, die auf einen Abbau der römischen Bausubstanz zur Wiederverwendung deuten, bis im 13. Jahrhundert die Vorgängerkirche der heutigen Antoniterkirche errichtet wurde.
Wesentliche Bestandteile der antiken Bibliothek werden in den Neubau des Gemeindezentrums der evangelischen Gemeinde Köln, auf dessen Grundstück sie sich befindet, integriert und über Führungen öffentlich zugänglich.
Verteidigungsanlagen am Friesenplatz
Weitere archäologische Maßnahmen verdichteten unser Bild von der mehr als zweitausendjährigen Stadtgeschichte. Ausgrabungen am Friesenplatz haben überraschende Erkenntnisse zur jüngeren Festungsgeschichte Kölns erbracht. Die mittelalterlich-frühneuzeitliche Friesentorbastion wurde unter preußischer Herrschaft weiter ausgebaut. Der zugehörige Graben reichte bis 7,50 m unterhalb der aktuellen Geländeoberkante und konnte an mehreren Stellen dokumentiert werden. Dabei trat auf der Grabensohle ein Detail zutage: man hatte am Fuß der Böschung eine Palisade als zusätzliches Annäherungshindernis eingebracht.
Kapellen am Kleinen Kreuzgang des Kartäuserklosters
Im Rahmen einer sechswöchigen Ausgrabung im Kartäuserkloster konnten Teile des sogenannten Kleinen Kreuzganges untersucht werden. Dabei wurden Fragen zur frühen Baugeschichte des 1334 im Bereich der Kölner Südstadt errichteten Klosters geklärt. Drei kleine Kapellen, die gegen die Außenwand der Kirche gebaut worden waren und bisher nur auf Bildern bekannt waren, konnten erstmals archäologisch nachgewiesen werden. Die Kartäuser verfügten über mächtige Besitzungen innerhalb und außerhalb der Domstadt und waren insbesondere im Weinanbau aktiv.
Neue Spuren des Flottenlagers Alteburg
Auch in Marienburg war die Bodendenkmalpflege aktiv. Bei der Verlegung einer Wassertransportleitung im Bayenthalgürtel konnten zahlreiche Spuren des bereits bekannten römischen Flottenkastells dokumentiert werden.

Köln-Innenstadt, Antoniterstraße, Luftbild der Fundamente eines Steingebäudes, die sich zu einer Bibliothek ergänzen lassen. Foto RGM/Hi-FlyFoto.
Köln-Innenstadt, Verfüllte Grabensohle im Vorfeld der Friesentorbastion. Foto RGM.
Köln-Südstadt, Kartäuserkloster, Archäologische Ausgrabungen in den drei Kapellen. Foto RGM.
Köln-Marienburg, Spitzgraben des Flottenlagers Alteburg. Foto RGM.